Dienstag, 27. März 2012

1,6 Millionen als Signal für neue B 87

Initiative übergibt Unterschriften in Magdeburg. Webel: Bau-Grundlage geschaffen.

MAGDEBURG/MHE - Die Bürgerinitiative "Pro Umgehungsstraße", Naumburgs Oberbürgermeister, Gemeinderäte und im Landtag vertretene Abgeordnete aus dem Burgenlandkreis haben jetzt in Magdeburg jene 6 227 Unterschriften der Bürger aus der Region übergeben, die den Bau der neuen B87 südlich von Naumburg und Bad Kösen fordern. Die Unterschriften waren binnen acht Wochen gesammelt worden und sollen bewirken, dass mit dem Bau der Ortsumgehung zügig begonnen wird. Der Start hatte sich durch inzwischen zurückgezogene Klagen des Naturschutzbundes und eines Agrarunternehmens erheblich verzögert, was wiederum die teilweise Finanzierung mit EU-Fördermitteln erschwert (Tageblatt/MZ berichtete). Landtagspräsident Detlef Gürth sagte, die Unterschriften zeugten von großem bürgerschaftlichen Engagement, eine zudem überreichte Petition werde schnell an den Petitionsausschuss weitergereicht. Verkehrsminister Thomas Webel betonte, er habe das Projekt Umgehungsstraße erneut dem Bundesverkehrsminister verdeutlicht. Mit der Investition von 1,6 Millionen Euro in Landkauf und archäologische Untersuchungen wäre jedoch bereits die Grundlage für die B 87n geschaffen. OB Bernward Küper sagte, in Magdeburg seien deutliche Worte pro Umgehungsstraße gefallen, sie würde sehr ernst genommen: "Es stimmt mich hoffnungsvoll, dass es jetzt solche Signale für ein Projekt gibt, das seit 20 Jahren diskutiert wird."

»Naumburger Tageblatt«, 27.3.2012, S. 8

Montag, 26. März 2012

Entlastungswirkung spielt keine Rolle

Zur geplanten Umgehungsstraße Naumburg-Bad Kösen.

In der Klageerwiderung wird offiziell eingestanden, dass die Entlastungswirkung für die Ortsdurchfahrten Naumburg und Bad Kösen für den Planfeststellungsbeschluss keine entscheidende Rolle gespielt hat, sondern der angeblich zukünftige überregionale Bedarf. Es soll also eine Straße gebaut werden, bei der die Entlastung von Naumburg und Bad Kösen keine Rolle spielt. Die Unterschriftengeber werden aber mit einer Entlastung geködert, die sie nicht bekommen, dafür aber zusätzlichen Verkehr.

Den Unterzeichnern wird auch nicht gesagt, dass eine geringfügige Entlastung von Naumburg und Bad Kösen (maximal 1 500 Fahrzeuge) sowie eine Mehrbelastung der Orte Wethau, Gernstedt und Eckartsberga mit mehr als 4 500 Fahrzeugen erfolgt. Der Geschäftsführer des kommunalen Krankenhauses scheut sich nicht, unter missbräuchlicher Nutzung seiner Patientendatei für die Umgehung zu werben. Mit falschen Zahlen verspricht er, die Gesundheitsgefährdung zu verringern. Das Gegenteil wird für viele Menschen zwischen Wethau und Eckartsberga der Fall sein.

Die neusten Verkehrszählungen (2010) bestätigen wiederholt, Naumburg leidet unter starkem Ziel- und Quellverkehr mit täglich 83 400 Fahrzeugen, der durch eine weiträumige Umgehungsstraße mit 1 500 Fahrzeugen nicht sinnvoll entlastet werden kann. Naumburg brüstet sich, flächenmäßig jetzt so groß wie Halle zu sein. Dadurch hat sich der Ziel- und Quellverkehr erhöht. Ein Verkehrskonzept für das stark vergrößerte Naumburg gibt es jedoch nicht ansatzweise. Bis zum heutigen Tag hat sich der Beirat zur Vorbereitung des Welterbeantrages nicht mit den negativen Auswirkungen der Bundesstraße 87n, vor allem der Brücke, beschäftigt. Icomos hat ausgesagt, sie können sich nicht vorstellen, dass der Antrag mit der Brücke genehmigt wird.

Wir sind nicht gegen die Entlastung der Ortsdurchfahrten durch ortsnahe Lösungen. Die richtigen Forderungen für die Verkehrslösung von Naumburg und Bad Kösen sind: Erstellung eines ganzheitlichen Verkehrskonzeptes, Einsatz von Mitteln für ortsnahe Entlastungen statt für eine uneffektive Bundesstraße 87n, Ausbau des öffentlichen Verkehrs, durchgängige Gestaltung der Radwege für den Stadtverkehr, Park-and-Ride-Möglichkeiten, rechtzeitige Einbeziehung der Bevölkerung in Planungen. Ein erster Schritt wäre eine grüne Welle in Naumburg.

Dr. Helmut Schache, Bad Kösen,
Verein "Rettet das Saaletal"

»Naumburger Tageblatt«, 26.3.2012, S. 12

Donnerstag, 22. März 2012

Übergabe in Magdeburg

Unterschriften und Petition für neue B 87 .

NAUMBURG/MHE - Mitglieder der Bürgerinitiative "Pro Umgehungsstraße" und Naumburgs Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU) werden heute 6 117 Unterschriften an Landtagspräsidenten Detlef Gürth übergeben. Des Weiteren eine Petition an den Landtag. Beides soll verdeutlichen, dass die Ortsumgehung Naumburg-Bad Kösen von der Mehrheit der Einwohner in der Region gewollt wird.

In der Petition heißt es unter anderem, dass nach der Rücknahme der Klagen durch Naturschutzbund und einem Agrarunternehmen "jetzt Baurecht für den Teil Bad Kösen der Umgehungsstraße besteht". Die Unterschriftensammlung zeige, "mit welchem Nachdruck unsere Einwohner eine spürbare Verbesserung ihrer Lebensqualität einfordern." Die Unterschriften - deren Zahl über dem gesteckten Ziel von 5 000 liegt - sollen in vier Bänden zusammengefasst überreicht werden. Der Baustart für die B 87n ist durch die Klagen vor dem Bundesverwaltungsgericht in Verzug geraten. Gestartet werden jetzt archäologische Untersuchungen entlang der Strecke.

»Naumburger Tageblatt«, 22.3.2012, S. 11

Wo bleibt Umgehung für Eckartsberga?

Zu Diskussion um den geplanten Bau der neuen Bundesstraße 87.

In den letzten Tagen war viel darüber zu lesen, wie sich die geplante B 87n, die allerdings meist als Ortsumfahrung Bad Kösen oder Naumburg bezeichnet wird, auf die anschließenden Orte Wethau und Eckartsberga auswirken wird. Dazu möchte ich mich als Eckartsbergaer und damit als Betroffener zu Wort melden. In Eckartsberga wohnen 2 000 Menschen und die meisten davon an den beiden Fahrbahnen der B 87. Auch wir sollten einmal eine Umgehungsstraße bekommen, doch die Politiker haben anderes entschieden. Leider ist von dem damaligen grundhaften Ausbau nicht mehr viel übrig geblieben. Doch neben klappern-den Gullydeckeln müssen wir nunmehr mit ganz anderen Problemen kämpfen. Denn mittlerweile gehen durch den Verkehr nicht nur die Straßen kaputt, sondern auch die Häuser der Anwohner. So auch unser Haus, das nur 80 Zentimeter von der Bundesstraße entfernt steht. Bei jedem Lkw vibrieren die Türen und Fenster sowie Spiegel und der Ofen im Bad. Mittlerweile hat das Haus auch Risse, wie man sie an anderen Orten nur durch Bergschäden kennt.

Natürlich haben wir dazu auch die Behörden informiert, doch lehnen diese einen Zusammenhang zwischen Verkehr und den Schäden ab. Man verlangt als "Beweis" Gutachten, die wir nicht bezahlen können. Da klingt es wie ein Hohn, wenn als Argument für die B 87n der Schutz der Bebauung von Bad Kösen angeführt wird. Auch wir haben uns gefragt, was wird sich für uns ändern, wenn die B 87n doch gebaut wird? Werden wir bei der Sanierung unserer Häuser unterstützt oder bekommen wir nur schallsichere Fenster? Was nützen die, wenn sich der Verkehr, wie es in den projektbegleitenden Verkehrsgutachten vorausgesehen wird, verdoppelt?

Verkehrsminister Weber hat den Wethauern ihre Ortsumfahrung zugesagt, wo bleiben entsprechende Aussagen für Eckartsberga? Wenn derzeit nicht mal Geld für die seit 2003 beschlossene B 87n da ist, wann soll es für Wethau und Eckartsberga da sein? Warum werden wir von den Verantwortlichen in Stadt und Landkreis so im Stich gelassen?

Peter Rzepkowski, Eckartsberga

»Naumburger Tageblatt«, 22.3.2012, S. 13

Montag, 19. März 2012

Mautfreie Strecke, die gnadenlos genutzt wird

Zu einem Leserbrief und die Diskussion um die Ortsumgehung Naumburg-Bad Kösen.

Glaubt der Herr Becker noch an Zauberei in Naumburg? Wir bauen eine sogenannte Umgehungsstraße um Naumburg und Bad Kösen, und schon ist der Verkehr weg. Es wurden schon viele Zahlen und Argumente geliefert, aber für die Naumburger zählt nur die versprochene Entlastung. Es gibt in und um Naumburg etwa 1 700 Firmen und Firmenadressen, hochgerechnet mit zehn Beschäftigen macht das täglich 17 000, die zur Arbeit müssen. Dazu noch der Lieferverkehr, und es gibt ja auch noch Kunden. Das wäre der Ziel- und Quellverkehr.

Jetzt könnte noch folgendes dazu kommen, wenn man den Autofahrern noch eine Abkürzung durch eine sogenannte Ortsumgehung anbietet: Auf der Autobahn 9 fahren täglich rund 60 000 Fahrzeuge von Osterfeld zum Hermsdorfer Kreuz und zurück. Mit dem Neubau einer B 87 quer durch die Naumburger Flur wird es erst mal attraktiv für den Lkw-Verkehr, denn es wird eine mautfreie Strecke geschaffen, die etwa 60 Kilometer lang ist und die dann auch gnadenlos genutzt wird. Die vorhergesagten 18 000 Fahrzeuge mehr durch das Saaletal sind keine Fantasie.

Zum Beispiel durch die Umgehung Zeitz nach Gera hat sich der Verkehr verdreifacht. Und eines können sie glauben, ehe sich Einheimische auf die ortsferne Umgehung begeben und hinter den Lkw hertuckeln, fahren sie doch alle durch Naumburg. Ich persönlich fahre seit 1990 jede Woche rund 2 000 Kilometer quer durch Mitteldeutschland und bin der Meinung, es gibt genug Straßen für uns alle.

100 Millionen Euro Steuergelder für den Transitverkehr, das wollen nur manche Naumburger, das macht bei 5 000 Unterschriften pro Mann und Maus 20 000 Euro, und es wird nicht besser in Naumburg. Im Übrigen wollte ich anmerken, dass es in Saaleck seit 1850 eine Eisenbahnstrecke gibt, die als eine der meistbefahrenen in Deutschland gilt. So viel zur Ruhe im Saaletal.

Erwin Zimmermann, Saaleck

»Naumburger Tageblatt«, 19.3.12, S. 13

Samstag, 17. März 2012

5 600 Unterschriften gen Magdeburg

ORTSUMGEHUNG Befürworter beenden Sammelaktion. Listen-Übergabe an den Landtagspräsidenten.

VON MICHAEL HEISE

NAUMBURG/BAD KÖSEN - 5 600 Unterschriften hat die Bürgerinitiative "Pro Umgehungsstraße" in Naumburg und Umgebung gesammelt, bereits kommenden Donnerstag sollen sie in Magdeburg an den Landtagspräsidenten übergeben werden. Damit soll nicht nur verdeutlicht werden, dass die Umgehungsstraße Naumburg-Bad Kösen vom überwiegenden Teil der in der Region Wohnenden gewollt wird, sondern ebenso, dass die Finanzierung für das Teilstück Bad Kösen auch ohne EU-Fördergeld gesichert wird und ein Baustart so schnell wie möglich erfolgt.

Diese Lesart haben die Bürgerinitiative sowie Naumburgs Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU) und Landrat Harri Reiche (parteilos) gemein - wie auch gestern zum Abschluss der nur sechswöchigen Unterschriften-Sammelaktion bei einem Treffen im Rathaus bekundet wurde. Dem Ansinnen Nachdruck verleihen sollen außerdem eine Petition sowie eine Beschlussvorlage für den Landtag. Über deren Inhalt wollte man sich aber unter Verweis auf noch zu klärende Details nicht äußern. Für die Bürgerinitiative betonten Heinz Reumann und der frühere Landrat Jürgen Dube, dass das Bauvorhaben nach dem Zurückziehen zweier Klagen gegen das Projekt (Tageblatt/MZ berichtete) nun deutlich eingefordert werden müsse.

Die Unterschriftensammlung sei nicht nur Ausdruck des Bürgerwillens, sondern ein klarer Auftrag an die Politik. Die Ortsumgehung sei wichtig für die Verkehrsentlastung von Naumburg und Bad Kösen und die dauerhafte Sicherung des Heilbad-Status' für den Kurort. "Das Mehr an Lebensqualität für die Betroffenen in der Region ist durch nichts aufzuwiegen", meinte Jürgen Dube. Einen Konflikt zwischen Brückenbau im Saaletal und dem Antrag auf den Welterbe-Titel sehe er bei alledem nicht.

Landrat Reiche betonte, der Bau der Ortsumgehung sei nicht allein für Naumburg und Bad Kösen von Bedeutung, sondern für eine ganze Region. "Der westliche Burgenlandkreis hat infrastrukturell noch einen großen Nachholbedarf. So ein Vorhaben darf nicht durch die Stimmen einiger weniger Verweigerer scheitern", so Reiche. Die Umgehung trage auch umwelttechnischen Gesichtspunkten Rechnung, mit ihren Klagen hätten die Gegner auf Zeit gespielt. Für OB Küper ist klar, dass jetzt vor allem ums Geld gekämpft werden müsse. "Bundesverkehrsminister Ramsauer hat gesagt, dass neue Projekte nicht mehr finanziert werden sollen. Dieses Projekt aber ist nicht neu, es hat längst begonnen." Als positives Signal wurde gewertet, dass der Landesbetrieb Bau bis 2014 archäologische Untersuchungen betreiben will.

Für das Teilstück Bad Kösen der B 87n besteht nach Klagerückzug Baurecht. Die Gesamttrasse soll inklusive eines Brückenbauwerks rund 70 Millionen Euro kosten.

»Naumburger Tageblatt«, 17.3.12, S. 7

Mittwoch, 14. März 2012

Meinung ist arrogant und ignorant

Zur geplanten Umgehungsstraße für Naumburg und Bad Kösen.

Ist die Umgehung nur für einige wenige Bürger von Nutzen? Eigentlich wollte ich nicht mehr auf die merkwürdigen Argumente der Umgehungsstraßengegner und Saaletalschützer reagieren, aber der Brief einer Leserin aus dem absolut verkehrsarmen Saaleck zwingt mich doch zu einer Erwiderung. "Alles wegen einiger weniger Bürger aus Schulpforte und Almrich" schrieb sie. Das ist arrogant und ignorant im höchsten Maße.

Die Bundesstraße 87-Durchfahrt von Naumburg erstreckt sich von der Weichau im Osten bis zum westlichen Ortsausgang in Almrich über eine Länge von etwa 5,5 Kilometer, und da wohnen nicht nur einige wenige Bürger, die unter Verkehrslärm und -abgasen leiden. Offensichtlich haben einige Leute in Bad Kösen und Umgebung immer noch nicht den Sinn und Zweck einer Ortsumfahrung begriffen.

In diesem Begriff steckt das Wort Umfahrung, was bedeutet, dass der Durchgangsverkehr nicht mehr durch eine Stadt geleitet wird, sondern drum herum. Und dann kommt noch Mitleid mit den Wethauern und Eckartsbergaern auf, die angeblich beim Vorhandensein einer Umgehungsstraße unter erhöhter Verkehrsbelastung leiden sollen. Dazu ein kleines Rechenexempel: Jetzt fahren zum Beispiel durch Wethau, Naumburg, Bad Kösen und Eckartsberga eine bestimmte Anzahl pro Stunde von Lkw und Pkw. Da die Anzahl dieser Fahrzeuge nicht genau bekannt ist, ebenso wie die zukünftige Entwicklung des Verkehrsaufkommens, möchte ich die Anzahl der durchfahrenden Autos mit "x" bezeichnen. X Fahrzeuge fahren also jetzt durch die oben genannten Orte. Wie würde es nun aussehen, wenn die Ortsumgehung einmal fertig sein sollte? Dann fahren x Fahrzeuge weiterhin durch Wethau und danach wird der Durchgangsverkehr von der Bundesstraße 87 auf die B 87n umgelenkt. Die neue B 87 zieht den Durchgangsverkehr an und dieser ist aus den Straßen von Naumburg und Bad Kösen verschwunden. Nach der Einmündung der Umgehung bei Taugwitz in die alte B 87 fahren dann unverändert wieder x Fahrzeuge durch Eckartsberga.

Wo sollen denn dort nun noch mal x Autos herkommen? Diejenigen, welche bisher über die Autobahnen nach Süden oder Norden gefahren sind, werden sich wohl kaum sagen: "O, da gibt es ja eine neue Umgehungsstraße. Ich fahre jetzt von der Autobahn herunter, benutze die Umgehung, zuckele durch Wethau und Eckartsberga und fahre dann wieder auf die Autobahn".

Klaus Becker, Naumburg

»Naumburger Tageblatt«, 14.3.12, S. 12

Dienstag, 13. März 2012

Leserbrief des „Verein Rettet das Saaletal e. V.“

Wenn Herr Küper die politische Diskussion als beendet sieht, muss man sich fragen, warum er dann Unterschriften sammeln lässt? Außerdem weiß er doch schon, dass der größte Teil der Bevölkerung für die angebliche Ortsumgehung ist – woher weiß er das?

Bei der Unterschriftensammlung wird den Befürwortern nicht gesagt:

  • In der Klageerwiderung wird offiziell eingestanden, dass die Entlastungswirkung für die Ortsdurchfahrten Naumburg und Bad Kösen für den Planfeststellungsbeschluss keine entscheidende Rolle gespielt hat, sondern der angeblich zukünftige überregionale Bedarf. Es soll also eine Straße gebaut werden, bei der die Entlastung von Naumburg und Bad Kösen keine Rolle spielt. Die Unterschriftengeber werden aber mit einer Entlastung geködert, die sie nicht bekommen, dafür aber zusätzlichen Verkehr.

  • Den Unterzeichnern wird auch nicht gesagt, dass eine geringfügige Entlastung von Naumburg und Bad Kösen (max. 1.500 Fahrzeuge) eine Mehrbelastung der Orte Wethau, Gernstedt und Eckartsberga mit mehr als 4.500 Fahrzeugen erfolgt.

  • Der Geschäftsführer des kommunalen Krankenhauses scheut sich nicht, unter missbräuchlicher Nutzung seiner Patientendatei für die Umgehung zu werben. Mit falschen Zahlen verspricht er die Gesundheitsgefährdung zu verringern. Das Gegenteil wird für viele Menschen zwischen Wethau und Eckartsberga der Fall sein.

  • Die neusten Verkehrszählungen (2010) bestätigen wiederholt, Naumburg leidet unter starkem Ziel- und Quellverkehr mit täglich 83.400 Fahrzeugen, der durch eine weiträumige Umgehungsstraße mit 1.500 Fahrzeugen nicht sinnvoll entlastet werden kann.

  • Naumburg brüstet sich, flächenmäßig jetzt so groß wie Halle zu sein. Dadurch hat sich der Ziel- und Quellverkehr erhöht. Ein Verkehrskonzept für das stark vergrößerte Naumburg gibt es jedoch nicht ansatzweise.

  • Bis zum heutigen Tag hat sich der Beirat zur Vorbereitung des Welterbeantrages nicht mit den negativen Auswirkungen der B 87n, vor allem der Brücke, beschäftigt. ICOMOS dagegen hat klar ausgesagt, sie können sich nicht vorstellen, dass der Antrag mit der Brücke genehmigt wird.

Wir sind nicht gegen die Entlastung der Ortsdurchfahrten durch ortsnahe Lösungen. Die richtige Forderung für die Verkehrslösung von Naumburg und Bad Kösen ist:
  • Erstellung eines ganzheitlichen Verkehrskonzeptes

  • Einsatz von Mitteln für ortsnahe Entlastungen statt für eine uneffektive B 87n

  • Öffentlichen Verkehr ausbauen, Fahrradwege für den Stadtverkehr durchgängig gestalten Park and Ride-Möglichkeiten schaffen.

  • Die Bevölkerung rechtzeitig und zeitnah in Planungen einbeziehen.
Ein erster fast kostenloser Schritt wäre eine grüne Welle in Naumburg.

Herr Küper, nehmen Sie wahr, dass sich nach 20 Jahren die Verkehrssituation geändert hat. Wie lange wollen Sie sich noch die Augen zuhalten und der Bevölkerung vormachen, die B 87n würde die allein seligmachende Lösung sein.

Dr. Helmut Schache
Vereinsvorsitzender

Dienstag, 6. März 2012

Behörden messen mit zweierlei Maß

Zur Unterschriftensammlung der Bürgerinitiative "Pro Umgehung":

Im vorigen Jahr musste der Heimatverein Saaleck ein Banner mit dem Aufdruck "Monsterbrücke nein - Welterbe ja" auf behördlichen Befehl vom Innenhof der Burg Saaleck wieder entfernen, da es sich um ein öffentliches Gebäude der Stadt Naumburg handelt. Und jetzt, ein halbes Jahr später, werden Unterschriftenlisten für den Bau der Bundesstraße 87n in öffentlichen Gebäuden erlaubt.

Laut Herrn Reumanns Leserbrief vom 29. Februar liegen Listen zur Unterschriftensammlung der Bürgerinitiative "Pro Umgehungsstraße" in öffentlichen Gebäuden, so im Bürgerbüro Naumburg, in der Tourismusinformation, bei der GWG Naumburg und im Krankenhaus. Ich habe auch gehört, dass Listen für diesen Zweck in der Kreisverwaltung ausliegen. Grenzt das nicht schon an Behördenwillkür? Oder warum diese ungerechte Behandlung ähnlicher, aber gegensätzlicher Anliegen? Sicher, weil sich die Herren im Rathaus und der Kreisverwaltung nur mit der einen Seite identifizieren wollen - Hauptsache endlich die B 87n, damit verbunden ein verunstaltetes Saaletal durch eine Monsterbrücke. Welterbetitel: Auf Nimmerwiedersehen. Alles wegen einiger weniger Bürger aus Schulpforte und Almrich.

Hinzu kommt noch ein riesengroßes Loch am Ortseingang Bad Kösens, verursacht durch das Kalkwerk. Dreck und Staub durch dieses sind ohnehin für jeden ersichtlich. Schaut man dann mal noch auf den Müll an den Wegesrändern, in den Straßengräben und auf Wanderwegen, kann man nur noch sagen: Bad Kösen schafft sich ab. Die Touristen werden irgendwann auf der B 87n an Bad Kösen und Naumburg vorbeifahren, denn von der Monsterbrücke aus werden sie die Burg Saaleck, die Rudelsburg, den Naumburger Dom nicht bewundern können. Liebe Mitbürger, bevor ihr die Pro Ortsumfahrung-Listen unterschreibt, denkt doch bitte auch mal an die Einwohner von Eckartsberga, Gernstedt oder Wethau. Diese haben dann auf jeden Fall bedeutend mehr Verkehr durch ihre Orte. Denn wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.

Ines Zimmermann, Saaleck

»Naumburger Tageblatt«, 6.3.12, S. 10

Donnerstag, 1. März 2012

Neue B 87 : zweite Klage weg, EU-Fördergeld aber auch

Land will beim Bund Mittel beantragen.

BAD KÖSEN/MHE - Nach dem Naturschutzbund hat jetzt auch die Agrar GmbH Hassenhausen ihre Klage gegen den Bau des Teilstücks Bad Kösen der Ortsumgehung Naumburg-Bad Kösen zurückgezogen. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bestätigte gestern auf Nachfrage von Tageblatt/MZ, dass das Verfahren eingestellt ist. Damit hat der Planfeststellungsbeschluss, der Voraussetzung für einen Baustart ist, Rechtskraft.

Das Land will nun beim Bund Haushaltsmittel für die Bauvorbereitung beantragen, insbesondere für archäologische Arbeiten und Maßnahmen des Artenschutzes. Die Bauvorbereitung wird mit einer Dauer von zwei Jahren kalkuliert, so Peter Mennicke, Sprecher des Verkehrsministeriums. Erst danach könne der Baustart erfolgen.

Allerdings steht die Finanzierung auf tönernen Füßen, denn Fördermittel der EU gibt es faktisch nicht mehr, zumindest nicht aus der Förderperiode 2007 bis 2013. Als Ursache dafür nennt das Ministerium die wegen der Klagen eingetretene Verzögerung. Die für die Ortsumgehung Bad Kösen kalkulierten Zuschüsse sind bereits in die Finanzierung der neuen Bundesstraße 6 zwischen Bernburg und Köthen geflossen.

Naumburgs Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU) sieht das Land in der Pflicht, das Projekt voranzutreiben. "Die Notwendigkeit der Trasse hat der Bund deutlich gemacht, der Bedarf ist parlamentarisch festgestellt worden, jetzt muss die Umsetzung folgen." Die Verzögerung dürfe die Straße nicht in Frage stellen. Küper: "Selbst, wenn für die Umgehung vorgesehene EU-Fördermittel bereits anderweitig vergeben sind, muss an der Straße festgehalten werden. Der Bund muss sich - wie auch immer - zur Finanzierung bekennen." Diskussionsbedarf auf politischer Ebene sieht Küper anders als die Straßengegner nicht. "Wir haben 20 Jahre diskutiert, der Bedarf ist gedeckt, die Situation klar." Der größte Teil der Bevölkerung wolle die Umgehung, das müsse man endlich zur Kenntnis nehmen.

»Naumburger Tageblatt«, 1.3.12, S. 7

Verbindungen des Nahverkehrs fehlen

Zu den Themen Ortsumgehung und Feinstaubbelastung in der Kurstadt Bad Kösen.

Immer wieder lese ich die Artikel im Naumburger Tageblatt/MZ für und gegen den Bau der Ortsumgehungsstraße und die Feinstaubbelastung. Ich möchte dazu mal völlig neue Gedanken einbringen. Als vor drei Jahren meine Tochter ein Praktikum in der Saale-Reha-Klinik II machte, blieb uns nichts anderes übrig, als sie täglich dorthin zu fahren.

Schaut man sich mal in Bad Kösen um, müssen dort sehr viele Menschen arbeiten, was ja auch sehr schön ist. Doch sieht man die Unmengen parkender Autos, kann man die Sorgen der Menschen schon verstehen. Da gibt es die Angestellten der Saale-Kliniken I und II, der Kinder-Rehaklinik, des Lazarusheimes, des Thermalbades, der Supermärkte, Gaststätten sowie die der Burgenlandklinik.

Nachmittags fahren sie heim, die Spätschicht kommt und ebenso die Nachtschichtler. Doch warum gibt es für die Angestellten keine passenden öffentlichen und preiswerten Anbindungen.

Das würden bestimmt viele nutzen. Als meine Tochter ihr Praktikum absolvierte, hielt der Bus am Morgen zehn Minuten vor sechs Uhr am Lielje-Ring. Sie musste aber noch hoch bis zur Klinik II laufen, sich umziehen und hätte es nicht bis zum Dienstbeginn um sechs Uhr geschafft.

Wie gesagt, natürlich müssten die Preise und Zeiten stimmen, aber es würde die Feinstaubbelastung in Bad Kösen senken und dem Busverkehr ein bisschen Geld einbringen.

Anja Müller, via Facebook

»Naumburger Tageblatt«, 1.3.12, S. 12