Mittwoch, 1. Mai 2013

Anschluss gefunden

VERKEHR Mit der Freigabe am Autobahndreieck Südharz ist ein weiteres Stück der A 71 fertig. Von Ende 2014 an soll es im Express-Tempo nach Bayern gehen.

VON KATRIN LÖWE

SANGERHAUSEN/MZ - Sachsen-Anhalt und Bayern rücken ein Stück näher zusammen: Gestern ist auf der Autobahn 71 nach Schweinfurt ein weiteres Teilstück der wichtigen Nord-Süd-Trasse freigegeben worden, das den Anschluss an die Autobahn 38 herstellt. In den knapp 18 Kilometer langen Abschnitt zwischen dem Autobahndreieck Südharz und dem thüringischen Heldrungen wurden rund 191 Millionen Euro investiert.

Damit fehlen der A 71 noch elf Kilometer zwischen Sömmerda und dem provisorischen Anschluss an die B 85, um durchgängig bis Bayern befahrbar zu sein. Nach Angaben des Thüringer Verkehrsministeriums soll dieser Abschnitt bis Ende 2014 fertiggestellt werden. Die Autobahn gilt bei Kraftfahrern als Alternative für die A 9 in Richtung Bayern. Mit ihrer Anbindung an die A 4 nach Frankfurt (Main) kann sie auch einige chronisch überfüllte Abschnitte der Ost-West-Verbindung entlasten. Landes- und Kommunalpolitiker aus Sachsen-Anhalt fordern nun zudem einen Weiterbau der A 71 von Sangerhausen bis zur A 14 bei Plötzkau.

Im Raum Mansfeld-Südharz werden in die bessere und schnellere Anbindung an Thüringen und Bayern große Erwartungen gesetzt. "Sie birgt große Chancen für die bestehende Wirtschaft und auch für künftige Investoren", sagte Landrat Dirk Schatz (CDU). Sowohl in Sangerhausen als auch in Artern sind Industriegebiete geplant.

Eine Studie der Fachhochschule Erfurt zu wirtschaftlichen Effekten neuer Autobahnen dämpft die Hoffnungen indes: Es könne "kein Zusammenhang zwischen Autobahnnähe und positiver wirtschaftlicher Entwicklung nachgewiesen werden", heißt es in einer Mitteilung der Hochschule. Die Wissenschaftler hatten neben der A 20 im Norden und der Südharzautobahn auch die A 71 untersucht.

Die Studie stellte darüber hinaus fest, dass bei fast allen Autobahnabschnitten die Baukosten deutlich über den Erwartungen lagen, der Verkehr dafür ausnahmslos geringer ausfiel. In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage im Bundestag bezifferte der Bund zuletzt die Baukosten für die A 71 von Erfurt bis Bayern mit 1,66 Milliarden statt der ursprünglich geschätzten 847 Millionen Euro. Die Strecke Erfurt-Sangerhausen wird demnach 621 statt 398 Millionen Euro kosten. Die Autobahn gilt als eine der teuersten Straßen Deutschlands.

Für 2025 prognostiziert die Bundesregierung auf der Strecke Erfurt-Sangerhausen zwischen 37 000 und 72 000 Fahrzeuge täglich. Bei der letzten Verkehrszählung vor drei Jahren waren es zwischen 15 000 und 24 000. Auch im längst fertigen Abschnitt Thüringen-Bayern blieben die Zahlen hinter den Prognosen zurück.


»Naumburger Tageblatt«, 30.4.2013, S. 1

Donnerstag, 25. April 2013

Problem sollte nicht ignoriert werden

Zum Welterbeantrag von Teilen der Saale-Unstrut-Region und dem geplanten Bau der Umgehungsstraße Bad Kösen und Naumburg.

Im jetzt auf den Weg gebrachten Welterbeantrag für die hochmittelalterliche Kulturlandschaft im Saale-Unstrut-Gebiet spielt diese Fragestellung scheinbar keine Rolle.

Das Gebiet wurde einfach so eingegrenzt, dass "störende" Bauten, wie das Zementwerk Karsdorf, die neue ICE-Strecke und die geplante Brücke der Bundesstraße 87n hinter der Burg Saaleck nicht im Antragsgebiet liegen. Doch gerade zur Brücke gab es von Icomos schon 2009 eine klare Aussage, dass die Brücke den Antrag gefährdet, weil sie die Sichtachsen nach Thüringen zerstört. Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt sieht die Problematik ebenso.

Wie geht man an anderer Stelle mit solchen Problemen um? Die Diskussion in Wörlitz, dass durch den geplanten Supermarkt vor den Toren des Welterbes Wörlitzer Park der Welterbetitel aberkannt werden könnte, sollte den Verantwortlichen in Naumburg zu denken geben. Auch in Wörlitz geht es um Sichtachsen. Die Vorsitzenden des Fördervereins Welterbe an Saale und Unstrut, die den Welterbetitel beantragt haben und in politischer Verantwortung stehen, haben sich bis heute klar positioniert: Landrat und Oberbürgermeister setzen die Priorität auf die unnütze Brücke mit Umgehungsstraße. Was wohl die den Antrag letztendlich bewertende Unesco in Paris dazu sagt, wenn die Verantwortlichen, die das Antragsgebiet eigentlich schützen sollen, schon vor dem Antrag eine solche Schädigung billigend in Kauf nehmen?

Wörlitz zeigt, man muss sich mit dem Problem auseinandersetzen und es nicht ignorieren.

Der Welterbetitel ist für unsere Region außerordentlich wichtig und könnte vielen Entwicklungen dauerhaften Impuls geben. Dafür lohnt es sich zu kämpfen und nicht für eine Bundesstraße 87n, die keine Entlastung bringt.

Dr. Helmut Schache, Bad Kösen, Verein Rettet das Saaletal

»Naumburger Tageblatt«, 25.4.2013, S. 13

Montag, 11. März 2013

Besser mit Bus und Bahn

Zur Verkehrsentlastung durch Umgehungsstraßen und die Möglichkeiten des Öffentlichen Personennahverkehrs.

Da Verkehrsbelastungen überwiegend durch innerörtlichen Quell-Ziel-Verkehr vom überwiegend automobilen Bürger selber verursacht werden, machen Umgehungsstraßen oft wenig Sinn. Bei dann weniger innerörtlichen Verkehr freuen sich Einzelhändler über weniger Kundschaft, was eine Entleerung der Innenstädte beschleunigt, da Geschäfte aufgegeben oder verlagert werden.

Verkehrsentlastung lässt sich über eine intensivere Nutzung des Bus- und Bahnverkehrs erreichen. Bei Berücksichtigung aller Kosten und cleverer Nutzung kommt dieser nicht teurer. Ach ja, die Verkehrsbelastungen sind vom Menschen gemacht und nicht von Gott gegeben und vom Himmel gefallen.

Ralf Kuke, Erfurt

»Naumburger Tageblatt«, 11.3.2013, S. 12

Samstag, 9. März 2013

Stadt muss Anreize für Entlastung geben

Zur Umgehungsstraße und zu Verkehrsplanungen in Naumburg.

Ein lautes "Bravo" auf den Leserbrief von Uwe Wenzel als Antwort zum Verkehrsforum der Grünen. Er legt die Hand in die offene Wunde einer zähen bundesdeutschen Verkehrsplanung, die oft an den regionalen Bedürfnissen vorbeigeht.

So auch bei den Planungen der Begradigung der Doppelkurve der B 87 zwischen Almrich und Schulpforte. Selbstverschuldete Unfälle trotz Geschwindigkeitsbeschränkung und Warnsignalanlage von unverbesserlichen Rasern, oft auch unter Alkohol, veranlassten Politiker, diesen Unfallschwerpunkt in ihre Planungen aufzunehmen, um die Unfallzahlen zu senken.

Entsteht die Frage: Wie viele Kurven der B 87 von Weißenfels bis Bad Kösen will man bei der derzeitigen Finanzlage noch begradigen? Dieses Geld wäre besser in die archäologischen Untersuchungen der B 87n angelegt, um irgendwann, wenn wieder Geld zur Verfügung steht, sofort mit der Umgehungsstraße anfangen zu können. Denn ganz aufgegeben ist der Bau der Umgehungsstraße noch lange nicht. Die politischen Signale vor der Wahl lassen zumindest darauf schließen. Denn 6 500 Umgehungstraßenbefürworter sind auch Wähler.

Eine Frage ergibt sich aber durch das Forum doch: Will man sich in der Naumburger Stadtverwaltung von Verkehrsplanern aus fremden Regionen die Butter vom Brot nehmen lassen, oder hat man keine mit der Problematik vertraute Fachleute? Die Fehlplanung der "Poller" an Marktplatz und Marienstraße und jahrelanges Schweigen zur Problematik lassen zumindest darauf schließen. Auch die Trasse entlang der Bahn, von der Roßbacher Straße bis Almrich bietet ausbaufähige Entlastungsmöglichkeiten bei Bauarbeiten oder anderen verkehrsbedingten Sperrungen. Diese Vorschläge wurden aber alle mit fadenscheinigen Argumenten abgelehnt. Gesetzt den Fall, die Umgehungsstraße kommt doch unverhofft? Was hat man für ein Verkehrskonzept in der Schublade, um beispielsweise Lkw und Durchgangsverkehr auf die Umgehungsstraße zu zwingen? Welche Anreize hat man zu bieten, auch den Ziel- und Quellverkehr zu veranlassen, die Umgehungsstraße zu nutzen, um damit die Verkehrsdichte der alten B 87 zumindest im Stadtkern zu mindern? Die Wähler der Region warten auf Antworten. Es gibt auch unter der Bevölkerung machbare Vorschläge und Ideen, wie man die Bundesstraße 87 und den Stadtkern bis zur Realisierung der B 87n entlasten kann. Man muss sie nur in einem eigenen Forum anhören.

Heinz Reumann, Schulpforte

»Naumburger Tageblatt«, 7.3.2013, S. 12

Mittwoch, 6. März 2013

Vergleich mit anderen Städten hinkt

Zum Thema Neubau der Ortsumfahrung für Naumburg und Bad Kösen sowie zu den Leserbriefen von Peter Stumpf vom 27. Februar und Bernd Wagenhaus vom 28. Februar zum selben Thema.

Alle Ortsumgehungen sind gleich, bringen die gleichen Entlastungen. So die Lesermeinungen der Naumburger Verkehrsexperten im Naumburger Tageblatt/MZ. Die Retter des Saa-letals und die Wethautaler wollen die heilende Wirkung der ortsnahen Ortsumgehung Freyburg übersehen.

Nur, es kann doch nicht eine Umgehungsstraße von Freyburg, einer Stadt mit 4 000 Einwohnern und gerade mal einem größeren Betrieb, als Heilung für größere Städte mit noch größerem Ziel- und Quellverkehr verglichen werden. Ich bin ja froh, dass Herr Stumpf nicht Ebersroda oder andere Dörfer mit Rundstraßen als Vorbild für die Verkehrsentlastung genannt hat. Der Ordnung halber darf nicht vergessen werden: Diese von diesem Schreiber verniedlichte Brücke wurde nicht so gebaut, wie sie geplant wurde.

Zum Vergleich: Die Stadt Naumburg hat 32 000 Einwohner mit etwa 1 700 Firmen und damit einen großen Ziel- und Quellverkehr. Freyburg hat eine ortsnahe Ortsumgehung. Für Naumburg und Kösen ist eine kilometerweit entfernte Umgehung geplant.

Und da haben wir schon die Antwort für Herrn Wagenhaus: So schnell, wie er den Leserbrief von Herrn Stumpf ergänzt hat, so schlecht sind seine Hinweise, warum Zeitz, auch eine Stadt mit etwa 32 000 Einwohnern, den Ziel- und Quellverkehr nicht los wird. Die Ortsumgehung ist ortsfern gebaut. Kein Zeitzer fährt doch auf die Ortsumgehung, um nach Altenburg zu kommen, und diese Ortsumfahrung ist sehr gut ausgeschildert. Genau so wenig fährt ein Wethauer auf eine ortsferne Ortsumgehung, um nach Almrich zu kommen. Oder fährt ein Almricher auf die Ortsumgehung, um ins Kaufland zu gelangen? In Weißenfels dasselbe. Die halbe Stadt arbeitet bei Tönnis, warum sollen die Leute um die Stadt herumfahren, um nach Hause zu kommen?

Diese ortsfernen Straßen sind geplant und gebaut als mautsparende Abkürzung für den Fernverkehr. Das beste Beispiel: Bundesstraße 91 von Leuna zur Autobahn 38 und Bundesstraße 2 von Gera bis zur Autobahn 4, da hat sich der Schwerlastverkehr verdoppelt. Und die Naumburger ortsferne Ortsumgehung wird gebaut für den Fernverkehr von Osterfeld (Autobahn 9) bis Mellingen (Autobahn 4).

Lustig wird es für Naumburg erst dann, wenn im Süden Naumburgs eine Transitstraße gebaut würde und der Fernverkehr aus Richtung Querfurt von der Autobahn 38 (und später, mit der Fertigstellung der A 143 auch von der A14) dann über die Henne oder Roßbach über die neue Transitstraße nach Westen abkürzen will. Hettstedt, Eisleben und Querfurt haben schon ihre ortsferne Ortsumgehung, und da geht jetzt schon richtig die Schwerlastpost ab. Und mit der Naumburger Ortsumgehung wird dann auch endlich die Freyburger Ortsumgehung richtig ausgelastet.

Aber egal: Leichtgläubig und siegessicher lassen wir die Politiker weiter ihre Denkmäler bauen, und für die Naumburger wird es doch nicht besser. Einen Tipp noch: Es muss heute keiner mehr durch Weißenfels fahren um nach Halle zu kommen, und wer nach Leipzig will, schon gar nicht durch Zeitz. Dafür gibt es schon Ortsumgehungen und neue Autobahnen.

Erwin Zimmermann, Saaleck

»Naumburger Tageblatt«, 6.3.2013, S. 10

Donnerstag, 28. Februar 2013

Argumente der Gegner ziehen nicht

Zur einer Veranstaltung der Bündnisgrünen und des Vereins "Rettet das Saaletal" zur Verkehrsentlastung von Naumburg.

Ich möchte den Leserbrief von Peter Stumpf im Naumburger Tageblatt/MZ ergänzen. Von den Gegnern der Ortsumfahrung Naumburg-Bad Kösen wird auch immer wieder das Argument ins Feld geführt, dass die Umfahrung von Weißenfels und die von Zeitz keine Entlastung für die Innenstädte bringen. Wenn sich die Herren einmal richtig damit beschäftigt hätten, wäre ihnen sicherlich etwas aufgefallen: Erstens ist die Ortsumfahrung von Weißenfels nur eine Teilumfahrung für die B 91 Zeitz-Halle, die B 87 ist da gar nicht mit einbezogen. Wer von Naumburg Richtung Leipzig oder Halle will, muss durch die Innenstadt fahren. Wäre die Umfahrung von der Abfahrt Weißenfels-Süd Richtung B 87 in Höhe Einkaufszentrum Leißling/Mineralbrunnen weiter gebaut worden, gäbe es das Chaos in der Innenstadt von Weißenfels nicht.

Zweitens umfasst die Ortsumfahrung von Zeitz nur die Verbindung der B 2 südlich der Stadt zur B91 nördlich und tangiert in Grana nur die B 180, ohne diese aufzunehmen. Die B 180 bleibt weiterhin ausgeschildert durch Zeitz in Richtung Altenburg. Das ließe sich nur durch eine entsprechende Beschilderung in Grana und von Altenburg her ändern. Es besteht ja die Möglichkeit, den Verkehr gezielt über die Umfahrung gen Theißen und dann nach Tröglitz und die Industrieanbindung Richtung Altenburg zu lenken. Die Straße ist fertig und befahrbar. Also auch dieses zweite Argument der Ortsumfahrungs-Gegner zählt nicht und verpufft. Manchmal hat man den Eindruck, es läuft unter dem Motto: Wir sind dafür, dass wir dagegen sind.

Die Krönung aber ist die Wethau-Thematik. Erinnern wir uns doch einmal, wer 1998 so laut gegen die Umfahrung im Ganzen war (Wethau sollte mit einbezogen sein). Die Wethauer haben doch das ganze Projekt verhindert. Wir hätten schon lange eine Ortsumfahrung haben können, wenn es dieses Veto nicht gegeben hätte. Die Argument Wethau ist heute also keines.

Abschließend kurz zu der angeblichen Problematik, die Umfahrung würde Verkehr anziehen. Wer fährt denn freiwillig sinnlose Kilometer, nur um eine Ortsumfahrung zu benutzen? Und das bei den Spritpreisen heutzutage. Glaubt jemand, der in Camburg wohnt und nach Apolda will, dass er über die Umfahrung von Bad Kösen schneller wäre? Wohl kaum.

Bernd Wagenhaus, Naumburg

»Naumburger Tageblatt«, 28.2.2013, S. 10

Mittwoch, 27. Februar 2013

Freyburg zeigt, dass es funktioniert

Zur Diskussion um die Ortsumfahrung Naumburg-Bad Kösen.

Ich möchte nicht anzweifeln, dass sich die Mitarbeiter solcher Planungsbüros Mühe geben, im Gegenteil. Nur die Frage ist ja, wem das Ergebnis gefallen soll, bestimmt denen, die die Rechnungen dafür bezahlen.
Wenn sich die Befürworter der Umgehungsstraße ein Planungsbüro nehmen würden, dann würden die das ihnen gefallende Ergebnis weit hinaus rufen. Aber warum Geld für eine Sache ausgeben, die eigentlich vor unser aller Tür bereits in der Praxis Anwendung und Akzeptanz gefunden hat? Und was das Wichtigste daran ist, sich bewährt hat: Freyburg an der Unstrut! Hier gibt es eine "Monsterbrücke", eine Ostspange als Ortsumfahrung und ein Verkehrskonzept. Alle drei Faktoren zusammen funktionieren, und das bereits seit Jahren.

Also lassen wir doch ebenfalls diese drei Faktoren für Naumburg und Bad Kösen zu, und schon haben wir ein akzeptables Ergebnis. Dass aber die so genannten Retter des Saaletales nicht Freyburg als Beispiel herangezogen haben, lässt die Vermutung zu: Nur was uns gefällt, wollen wir sehen, alles andere interessiert nicht und ist kontraproduktiv.

Peter Stumpf, Naumburg

»Naumburger Tageblatt«, 27.2.2013, S. 11