Samstag, 28. Januar 2012

Per Unterschrift pro Straße

ORTSUMGEHUNG

In der Region gibt es nun eine Bürgerinitiative, die sich für den Bau der neuen B 87 einsetzt. Mitinitiator Heinz Reumann: Druck machen.

NAUMBURG/BAD KÖSEN - Einen Verein, der sich gegen den Bau der Umgehungsstraße Naumburg-Bad Kösen formiert hat, gibt es schon seit Langem, seit einigen Tagen nun auch eine Bürgerinitiative, die sich für das Projekt ausspricht. Neben Jürgen Dube, ehemaliger Landrat des Burgenlandkreises, gehört Heinz Reumann aus Schulpforte zu den Gründern der Initiative. Der Rentner hat sich in der Vergangenheit zum Thema vor allem in Leserbriefen im Naumburger Tageblatt/MZ geäußert. Mit ihm sprach Redakteur Michael Heise.

Über Sinn und Zweck der Umgehungsstraße wird schon lange gestritten. Beim Bundesverwaltungsgericht ist sogar eine Klage gegen den Bau des Bad Kösener Teils anhängig, womit der geplante Baustart hinfällig ist, womöglich sogar das ganze Projekt. Warum also diese Initiative?

Heinz Reumann: Eigentlich hätte so etwas aus der Politik kommen müssen, so dass in Magdeburg klar gemacht wird, wir wollen und brauchen diese Straße unbedingt. Vor allem mit der Botschaft, dass die Meinung einiger weniger Gegner nicht die der Mehrheit der Einwohner in der Region ist. Das hätte man immer wieder mit Nachdruck sagen müssen. Viele Bürger kennen mich, auch durch die Leserbriefe im Tageblatt. Und die äußerten durchweg nur Unverständnis wegen der Klage, zum Schluss auf dem Neujahrsempfang des Landrates in Freyburg. Da habe ich mir schließlich gesagt "Mach was!" Deshalb jetzt diese Initiative zusammen mit Dr. Dube.

Was können, was wollen Sie erreichen?

Reumann: Man soll bei der Landesregierung wahrnehmen, dass die Bürger und auch die Unternehmen in der Region diese Umgehungsstraße wollen und brauchen. Es soll ein gewisser Druck entstehen, damit das Projekt nicht etwa wegen einer schwieriger gewordenen Finanzierung doch noch in der Schublade verschwindet.

Wie soll das geschehen?

Reumann: Wir sind dabei, wo immer es geht, Unterschriften zu sammeln. Vielerorts liegen bereits Listen in Geschäften, Bankstellen, Arztpraxen oder Firmen aus. Viele Leute unterstützen uns und gehen von Haus zu Haus. Das passiert in Naumburg genauso wie in Bad Kösen, Freyburg oder Schulpforte. Wir möchten auch Gemeinderatsmitglieder bewegen, Sammlungen vorzunehmen. Darüber hinaus sollen überall da, wo sie nicht hinderlich sind, Transparente aufgehangen werden. Um sie zu finanzieren, hoffen wir auf Spenden aus der Wirtschaft. Dafür ist ein Spendenkonto eingerichtet worden.

Die Straßengegner führen vor allem ein fragwürdiges Kosten-Nutzen-Verhältnis mit vermeintlich sinkendem Verkehrsaufkommen ins Feld, außerdem die Verschandelung des Saaletals bei Saaleck durch eine Brücke. Was sind Ihre Argumente?

Reumann: Das Kosten-Nutzen-Verhältnis hat wohl der Bund sorgfältig abgewogen, sonst stünde die Straße nicht ganz oben auf der Prioritätenliste. Doch abgesehen davon, ich weiß wovon ich rede. Ich habe in Almrich viele Jahre an der Bundesstraße gewohnt, jetzt auch in Schulpforte. Wer sagt, es gibt keinen Leidensdruck durch Lärm und Abgase, der lügt. Und ich gebe wenig auf Statistiken, habe mich deshalb immer wieder an die Straße gestellt und gezählt. Das Verkehrsaufkommen sinkt nicht, es steigt. Letzter und klarer Beweis sind die Zahlen, die die Blitzer in Bad Kösen geliefert haben. Da sind innerhalb eines halben Jahres 4500 bis 6500 Fahrzeuge pro Tag registriert worden, im Herbst wegen des ansteigenden Schwerlastverkehrs sogar bis zu 7000. In den Jahren 2000 und 2005 lagen die Zahlen laut Verkehrsmengenkarte bei lediglich 3900 beziehungsweise 3600 Fahrzeugen.

Sie führen also vor allem die Belastung der B-87-Anwohner ins Feld.

Reumann: In Naumburg kommen drei Bundesstraßen zusammen, Bad Kösen will als Heilbad bestehen. Wenn das keine hiebfesten Gründe für den Bau einer Umgehungsstraße sind. Andere Städte haben eine solche übrigens schon lange. Aber es geht auch um die Anbindung einer ganzen Region. Viele Unternehmen drängen, um nicht durch Naumburg fahren zu müssen und schneller auf die Autobahn zu kommen. Henglein in Klosterhäseler beispielsweise.

Bis wann werden Unterschriften gesammelt?

Reumann: Das wird sich zeigen. Ich denke aber, dass wir die Listen spätestens im Frühsommer an das Verkehrsministerium in Magdeburg übergeben werden. Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn nicht mindestens 5000 Unterschriften zusammenkommen.

Kontakt zur Bürgerinitiative gibt es im Web unter www.naumburg-almrich.de, per Mail an kleine-saale@t-online.de und Telefon 034463/6 21 83

»Naumburger Tageblatt«, 28.1.2012, S. 9

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